Gartentherapie für hörgeschädigte Menschen

 

– mit allen Sinnen die ganzheitlich, heilsame Kraft der Natur erleben –

 

Dieser Kurs findet mit Unterstützung und in Zusammenarbeit mit dem DSB Landesverband Mitteldeutschland e.V. statt.

 

Was ist Gartentherapie? – ein kurzer Überblick

Gärtnern tut gut! So ist es nicht verwunderlich, dass Gärtnern wohl das beliebteste Hobby der Deutschen sei. Das ist keine neumodische Erscheinung. Gärten und gärtnerische Aktivitäten spielen seit Jahrhunderten eine große Rolle im Alltag der Menschen – als Versorgungsquelle mit Nahrungsmitteln aber auch aufgrund der wohltuenden Wirkung von Gärten und das positive Erleben von Gartenarbeiten. Draußen kann man frei sein, Energie tanken, entspannen und somit das individuelle Wohlbefinden auf verschiedenen Ebenen fördern.
Gartentherapie macht sich diese heilsame Wirkung der Natur zunutze und setzt gestalterisch-gärtnerische Aktivitäten zielgerichtet zur Steigerung des physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens des Klienten ein.

Nach Thomas Pfister, einem anerkannten Gartentherapeuten aus der Schweiz, wirkt Gartentherapie auf 5 Zielfelder ein, in denen verändernde, positive Effekte erzielt werden können:

  1. KÖRPER
    Durch die körperliche Betätigung bzw. Bewegung im Garten sollen u.a. die Grob-und Feinmotorik geschult bzw. verbessert werden. Zudem wirkt sich die gärtnerische Betätigung positiv auf den Gleichgewichtssinn aus und steigert u.a. die Ausdauer und Beweglichkeit.
  2. WAHRNEHMUNG (AUCH KOGNITION)
    Hierbei spielen auch alle gärtnerischen Aktivitäten im Jahreslauf eine Rolle und dementsprechend ergeben sich vielfältige Möglichkeiten zur Verbesserung bzw. Schulung der Wahrnehmung. Zum Beispiel können die sich verändernden natürlichen Gegebenheiten aufgrund der Jahreszeiten beobachtet und mitgeteilt werden. Es müssen nächste gärtnerische Maßnahmen besprochen und geplant werden, wie zum Beispiel Pflanzenauswahl, Aussaatzeitpunkt, Beschriften von Pflanzschildern, Pikieren der Jungpflanzen, Hacken, Gießen, Ernten, Verschneiden, Umpflanzen, Umgraben u.v.m.. Dabei werden u.a. das Sprachvermögen bzw. der Wortschatz verbessert, die Leistung des Gedächtnisses, die Konzentrationsspanne aber auch individuelle Problemlösungsstrategien trainiert. Zudem können viele neue Fähigkeiten erlernt und die Orientierung in Raum und Zeit durch Aufenthalte im Garten verbessert werden.
  3. SINNE
    Die Sinne nehmen in der Gartentherapie eine sehr wichtige Rolle ein. Gartentherapie könnte auch als „Sinnesarbeit“ oder „Sinnesschulung“ bezeichnet werden, da durch Gartentherapie die Sinne auf vielfältige Art und Weise angesprochen bzw. stimuliert und trainiert werden, zum Beispiel durch den gezielten Einsatz und die Wahrnehmung von Düften, Farben und Formen, durch Geschmackserlebnisse, die Wahrnehmung von Geräuschen, den Geruch und das Fühlen von Erde… .
  4. GEFÜHLE
    Gartentherapeutische Ziele auf der Gefühlsebene sollen der Steigerung des Selbstwertgefühles und somit der Stabilisierung der Persönlichkeit dienen. Zum Beispiel können auf Pflege angewiesene Klienten durch Gartentherapie selbst als Pflegende von Pflanzen, Beeten etc. agieren und in dem Rahmen selbstbestimmt und eigenverantwortlich handeln. Die damit verbundenen positiven Erfahrungen können sehr hilfreich sein, destruktive Gefühle wie Wut und Aggressionen zu vermindern und eine positive Lebenseinstellung zu fördern. Auch kann der Aufenthalt und die Beschäftigung mit der Natur für spirituelle Gedanken öffnen oder den vorhandenen Glauben stärken.
  5. SOZIALE SITUATION
    Durch gartentherapeutisch gesteuerte Tätigkeiten geht der Klient nicht nur eine heilsame Beziehung mit der Natur ein, er begegnet auch anderen Menschen wie z.B. anderen Teilnehmern und dem Therapeuten. Durch diese Begegnungen werden unter anderem die Beziehungsfähigkeit, Kommunikation und Interaktion, das Wahrnehmen eigener Grenzen, der Selbstwert und das Selbstbewusstsein trainiert und gestärkt, was sich hilfreich auf andere Lebenssituationen, -reflexionen und -begegnungen übertragen kann.

„Gartentherapie ist ein von einem Gartentherapeuten/in gesteuerter Prozess, der mit Hilfe von Therapieplänen vorbereitet, durchgeführt und evaluiert wird.
Durch den Einsatz von Pflanzen und gärtnerischen Tätigkeiten in Gartenräumen, mobilen Gärten ect., in Innen- und Außenbereichen, soll über die Aktivierung der sensomotorischen Bereiche des Gehirns, der Klient in seiner Ganzheit psychische und physische Heilung erfahren. Gartentherapie unterstützt sowohl die Regeneration als auch die medizinische, soziale und berufliche Rehabilitation und stellt einen wichtigen Aspekt in der Prävention dar“.
(Quelle: Schmidt, Maren 2015)

 

Zu Gast in Goethes Hausgarten

Bei Linsers zu Besuch

Herbstbepflanzung – Terrasse am „Haus des Miteinander Hörens“

Wir danken der AOK Plus für die freundliche Unterstützung.

 

Definitionen nach Arbeitskreis Gartentherapie Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Quelle: https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/umwelt-gartentherapie.html)
Bilder: Stephanie Kühne-Grolle, Bertrun Ehrlich-Hofmann, Veronika Linser