Hilfe – ich brauche ein Hörgerät (3)
Hurra – ich habe ein Hörgerät
Bericht eines Hörgeschädigten
Wir schreiben den 11. November 2016. Ich habe jetzt knapp zwei Monate Zeit gehabt, mich an meine kleinen Helferlein zu gewöhnen und in mehreren Terminen mit meiner Akustikerin die mir empfohlenen Hörgeräte an meine Bedürfnisse anzupassen.
Das ist wirklich gut gelungen. Ich kann zwischen mehreren Programmen umschalten, die Lautstärke regeln und die Geräte an die jeweilige Situation anpassen.
Sowohl im „Alltags-Programm“ im öffentlichen Raum als auch im Programm „Restaurant“ (also in lauter Umgebung) ist es mir wieder möglich mich mit meinen Mitmenschen zu unterhalten und sie trotz vieler Nebengeräusche wieder zu verstehen, ohne dass ich ständig fragen muss „häääää ???“, „wie bitte ?“ oder kannst Du das bitte nochmal wiederholen ?“. Ich höre wieder die Vögel zwitschern und die Grillen zirpen (letztere im November eher weniger aber ansonsten möglich).
Auch im Supermarkt kann ich mich trotz der Nebengeräusche und der ständigen Beschallung mit Werbung und Musik wieder unterhalten.
Ich höre auch aus 10 Meter Entfernung wieder wenn die Kassiererin ihre Kollegin ruft und fragt: „Giesela, was kosten heute die Kondome ???“
Die Hörgeräte erkennen automatisch mein Handy und Telefon und schalten in das Telefonprogramm um, die Ringschleifen im Ortsverein und in anderen öffentlichen Einrichtungen kann ich voll nutzen. Mit einem kleinen Zusatzgerät kann ich mich per Bluetooth mit meinem Fernsehgerät verbinden und mir den Ton direkt auf die meine zweiten „Ohren“ holen.
Mit der Fernbedienung in der Hosentasche kann ich diskret die Programme umschalten und die Lautstärke für jedes Ohr getrennt regeln ohne dass dies mein Gesprächspartner mitbekommt.
Wohl bemerkt es sind Hörgeräte zum „Nulltarif“. Ich zahle nur die gesetzliche Gebühr von 10.00 € je Gerät.
Dafür habe ich in die Zusatzgeräte (Fernbedienung und Audiobeamer) etwas Geld investiert. Aber das hat sich für mich gelohnt.
Fazit:
Wenn Sie Hörprobleme haben:
- Egal wie alt Sie sind – gehen Sie heraus aus Ihrer Isolation ! Warten Sie nicht auf ein Wunder ! Ihr Gesundes Gehör kommt nicht von allein wieder !
- Ziehen Sie sich nicht weiter zurück aus Scham, dass andere Sie für blöd halten könnten nur weil Sie nicht mehr gut hören und verstehen können.
Wir sind nicht blöd – wir hören nur nicht gut !
- Prüfen Sie, wie Sie Ihren Alltag verbringen und wann Sie am Meisten mit Ihren Hördefiziten zu kämpfen haben. Es ist ein entscheidender Unterschied, ob Sie sich in Ausbildung oder im Berufsleben befinden oder als Rentner Ihre Zeit aktiv gestalten möchten.
- Entscheiden Sie dann erst mal ganz allein für sich, welche Ansprüche Sie an ein eventuelles Hörsystem haben.
- Scheuen Sie sich nicht zum Hörgeräteakustiker Ihrer Wahl oder zum Ohrenarzt zu gehen und einen Hörtest zu absolvieren. Gehen Sie mit klaren Vorstellungen zum Akustiker Ihrer Wahl.
- Lassen Sie sich nichts aufschwatzen ! Nicht das teuerste Gerät ist das Beste !
- Egal welche Art Hörgeräte Sie bevorzugen IdO (im Ohr), HdO (hinter dem Ohr), ein „Kassenmodell“, ein Designermodell oder ein Modell mit allen technischen Raffinessen der Markt gibt für alle Bedürfnisse und jeden Geldbeutel etwas her.
- Lesen Sie eventuell auch meinen Beitrag über die 61. Hörgeräteakustikermesse 2016 in Hannover.
- Lassen Sie sich beraten. Kommen Sie ggf. auch in unseren Ortsverein, rufen Sie uns an, senden Sie uns ein Fax oder eine Email. Wir beraten Sie fach- und sachgerecht kostenlos (!) und neutral.
- Wenn Sie möchten werden Sie Mitglied im Ortsverein und arbeiten Sie in einer der zahlreichen Selbsthilfegruppen mit.
Es lohnt sich.
Egal wie Sie sich entscheiden – Werden Sie aktiv !
Sie können nur an Lebensqualität gewinnen.
(LK), 13. November 2016