Ein Bericht von Christel Noster
Langsam schlenderte ich die Straße zum Schloss Belvedere empor. Links bot sich ein traumhafter Blick über das Ilmtal bis nach Taubach und Mellingen. Am Horizont fuhr gerade ein Zug in Richtung Jena. Teils verdeckt durch die Lärmschutzmauer tauchte er plötzlich wieder auf. Wohin fuhren die Fahrgäste und welchen Erlebnis entgegen? Meine wohlwollenden Gedanken sollten sie begleiten. Vorbei am russischen Friedhof und an den kleinen Baum den Elke einst als Geschenk für Ihren Mann hat pflanzen lassen. Als sich vor mir der Blick zum Schloss auftat, sah ich das Traudel schon da war.
Sie hatte auf der Bank vor dem Schloss Platz genommen und genoss den Blick über Weimar.
Eine Schneise die man eigens angelegt hatte ermöglicht den Blick bis tief in die Belvedere Allee.
Es ist ein Platz zum Träumen und gleichzeitig eine Bühne, denn von den Wegen die auf den Vorplatz von Schloss Belvedere führen erscheinen die Besucher und man hat das Gefühl vor einer Theaterbühne zu sitzen. Es ist ein emsiges Kommen und Gehen. Das Schloss im Rücken rechts und links eingerahmt von den Kavaliers–und Mädchenhäusern. Heute Proberäume und Unterkünfte der Musikhochschule. Wenn die Fenster geöffnet sind wird man Zaungast ihres Probens.
Traudel freut sich das jemand dazukommt, während wir uns unterhalten treffen so nach und nach die anderen Vereinsmitglieder ein.
Es begab sich am 30.August – anno 2018 unsere Leiterin der SHG „Natur und Heilen“ sowie der Sparte „Gartentherapie“ Stefanie Kühne–Grolle lud in den Schlosspark Belvedere ein.
Die Sommerpause neigte sich dem Ende zu und freudiger Erwartung auf unser Wiedersehen waren viele Vereinsmitglieder begeistert von dieser Idee und pünktlich erschienen.
Herr Pahl von der Klassik Stiftung Weimar war gar selbst erschienen, um uns über die Geschichte der Parkanlage zu berichten. Der obere See, der die einzelnen Brunnen speist sowie über exotische Pflanzen und Bäume die Carl August und Goethe einst von Ihren Reisen mitbrachten und so das Ensemble des Parks gestaltet haben.
Wenn man sich darauf einlässt, so muss man sich zurückversetzen in die Jahre 1724 bis 1748.
In dieser Zeit wurde der Schlosspark Belvedere, eine 43 Hektar große Lustschlossanlage oder barocke Sommerresidenz mit einer Orangerie sowie einem Irrgarten angelegt.
Belvedere zählt zu den schönsten Residenzen und wurde 1988 als Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“ von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Jedoch das Jahr 1775 mit der Übernahme der Regentschaft von Carl–August von Sachsen-Weimar blieben in seiner Nachhaltigkeit und der damit verbundenen Geschichte die entschiedensten für Weimar. Die wilden Jahre am Hof sind bis zum heutigen Tag spektakulär und ziehen alle Blicke auf Weimar.
Im Mai 1775 traf Carl – August das erste Mal mit Goethe zusammen. Anna Amalia hatte dieses Treffen herbei geführt, sowie sie einst Wieland an den Hof geholt hatte, als Lehrer für ihren Sohn.
Bei diesem Treffen lud Carl–August Goethe nach Weimar ein. So nahm die Geschichte ihren Lauf. Die Kutsche die Goethe damals in Frankfurt abholen sollte, traf nicht pünktlich ein und so machte sich Goethe auf den Weg nach Italien und der Kutscher kam unverrichteter Dinge wieder in Weimar an.
Erst bei einem weiteren Treffen im September des gleichen Jahres in Frankfurt traf Carl–August Goethe wieder und konnte seine Einladung noch einmal aussprechen. So kam es das Goethe endlich im November 1775 in Weimar eintraf.
Der Rote Turm in der Orangerie war stetiger Treffpunkt der Beiden. Hier wurde über Pflanzen, exotische Blumen und Baumgruppen diskutiert, die den Park schöner machen sollten.
So brachten sie aus aller Herren Länder exotische Pflanzen und Bäume mit.
Mit vielen Bildern und Erzählungen zog uns Herr Pahl in seinen Bann. Wenn man vor dem Schloss steht und den Blick gleiten lässt, sieht man in Gedanken die Hofgesellschaft über den Schlossplatz flanieren. Im Namen aller Teilnehmer sagen wir Danke Herr Pahl für diese Führung. Nach dieser Bildungsreise in die Geschichte von Schloss Belvedere gingen wir gemeinsam Kaffeetrinken und eine rege Unterhaltung ließ uns das Selbsthilfegruppe treffen gemütlich beenden.
Im Namen aller Teilnehmer ein großes Danke an Stefanie und Herrn Schilling für diesen schönen Nachmittag.
Fotos: Archiv Lutz Krause